Jedes Mal wenn ich meine Arme mit der Kamera in der Hand anhebe, um ein Foto zu machen, rinnt mir kalter Regen unter dem Ärmel meiner Jacke langsam den Arm herab. Schuhe und Socken sind bereits seit einer halben Stunde komplett durchnässt und die Kälte kriecht unaufhaltsam in mir hoch. Meine Beine beginnen zu zittern und ich verkürze die Verschlusszeit meiner Kamera auf mehr als eine Zweihundertstel-Sekunde um trotzdem scharfe Fotos zu produzieren. Es wird immer dunkler (f/4 1/200 ISO800) und der Regen lässt einfach nicht nach. Wie nass der Rucksack mit den anderen Objektiven auf meinem Rücken zu dem Zeitpunkt ist, will ich gar nicht wissen. Ich lasse ihn einfach auf und hoffe das Beste. „Warum nur finde ich Larry Chen so gut?“ – wäre es nämlich nicht so und hätte es diesen Artikel nicht gegeben, wäre ich bei den ersten Tropfen abgehauen. Gleichgültigkeit. Der Drang, es wissen zu wollen ohne Rücksicht auf Verluste, lässt mich an Ort und Stelle stehen bleiben und weiter Fotos machen. „Ist das jetzt weit genug außerhalb dieser Comfort-Zone von der immer alle reden?“ denke ich – keine Ahnung! Wo bin ich eigentlich? Hockenheimring, Ostkurs! Schauplatz der 24. Auflage der „sport auto High Performance Days“ und mein eigener Everest. Warum? Vor sechs Jahren habe ich hier mein erstes Driftevent fotografiert. Damals habe ich die Fotos noch in einem regionalen Social-Network hochgeladen und keinen Menschen hat es interessiert. Die letzten Jahre hat Niels diese Veranstaltung begleitet, da er aber dieses mal keine Zeit hatte und ich ohnehin zusammen mit dem GT RADIAL Drift Team vor Ort war, freue ich mich, meine Sicht auf dieses ereignisreiche Wochenende mit euch teilen zu können. Nachdem ich vor Ort aufgrund mangelnden bis nicht vorhandenen journalistischen Fähigkeiten keine Akkreditierung erhalten habe, musste ich alle Fotos von den Tribünen und Zuschauerbereichen aus aufnehmen. Die Driftchallenge ist seit Jahren fester Bestandteil dieses Wochenendes und hat schon so manchen herausragenden Fahrer hervorgebracht. Damals 2010 staunte ich schon über die Entrys von Uwe Sener, Axel Mack und Markus Militzer in ihren BMW E36. Zu dem Zeitpunkt waren die Jungs der Smoking Bastards vermutlich noch nicht auf dem Drift-Trip und wenn doch, dann wurde maximal mit alten Ford Sierras durch Thüringens Wälder geballert. Oben beweist Andy Wischneswki, dass man potentiell mangelnde Erfahrung mit Mut kompensieren kann. Mut wurde an diesem Wochenende nämlich mehr als sonst gebraucht. Der Grund hierfür ist einfach, diese Runde ging rückwärts. Wurde sonst von der Mercedes-Kurve in Richtung Spitzkehre, die dann in die Parabolika übergeht, gedriftet, ging es diesmal mit Spitzengeschwindigkeiten von 200 km/h+ von der Spitzkehre kommend in Richtung Mercedes-Kurve. In der Praxis hieß das sehr viel Arbeit für die Streckenposten vor Ort, die mit dem Schwenken der Gelben Fahne manchmal gar nicht aufzuhören brauchten, da bereits der Nächste zu schnell in die Mercedes-Kurve flog. Am Ende qualifizierten sich dann nur 17 der genannten 52 Fahrer für die Finals, was auf jeden Fall mit dem anspruchsvollen Streckenlayout zusammenhing, da es unter den Startern des Wochenendes nur einige wenige Nasenbohrer gab. Das Feedback der Fahrer zum Layout aus der Feder von sport auto Fahrer Uwe Sener war aber durchweg positiv und die Starter tasteten sich nach und nach an den schmalen Grenzbereich des Tracks. Leider gar nicht positiv war das Feedback zu den am Samstagmorgen aufgestellten Reifenstapeln (oben zu sehen) im Außen- und Entrybereich der Mercedes-Kurve. Was hat man sich hierbei nur gedacht? Wollte man die Wiese, die manche Fahrer aufgrund des Regens am Freitag für den Entry mitnutzen schützen? Mir hat sich diese unnütze Ansammlung von Altreifen nicht erschlossen und am Samstag forderten sie dann ihren Tribut… Im Battle gegen den BMW E46 von Van Hoorick, den beim Umsetzen der Mut verlassen haben muss, zog Rene Portz vom GT RADIAL Drift Team in seinem Lexus IS200 den Kürzeren. Es galt abzuwägen, ob man sich in den vorausfahrenden BMW drücken oder die Wiese nutzen sollte. Rene entschied sich zur Schadensbegrenzung für die Wiese und räumte alle...
Nürburgring Drift Cup Rd. 2 Big Entry
gepostet von Stefan Brencher
Der Mai ist jedes Jahr ein echt irrer Monat, da sich hier die Auto- und Driftevents nur so aneinanderdrängeln und kaum Zeit für irgendwas anderes wie zum Beispiel ein Vollzeitjob in einer der teuersten Städte Deutschlands bleibt. Wasser und Brot habe ich seit Wochen nicht mehr im Haus, die Wäsche wird nachts im „Leise-Modus“ gewaschen, wo der Staubsauger ist weiß ich gar nicht mehr genau und ohne das Wirtshaus die Straße runter ging gar nichts mehr. Trotz der Strapazen und der vielen Autobahnkilometer ist es für mich einer der schönsten Monate des Jahres, da es endlich wärmer ist, die Saison noch ganz frisch ist und man endlich wieder viel Zeit mit den Leuten verbringen kann, bei denen man sich als Autoenthusiast wirklich verstanden fühlt. Nach dem Car Throttle Treffen vorletzte Woche stand letztes Wochenende die zweite Runde des Nürburgring Drift Cup auf dem Plan und einmal mehr durfte ich das GT RADIAL Drift Team auf seinem Weg zu Ruhm und Ehre begleiten. Nachdem der erste Lauf ziemlich spektakulär ins Wasser fiel, beobachtete ich die Wettervorhersage für den zweiten Lauf umso gespannter. Zum Wochenbeginn standen alle Zeichen für sehr gutes Wetter und genau so kam es auch. Bisher habe ich kaum ein so stabiles Wochenende am Nürburgring erlebt und Sonnenschein sorgte für viele Zuschauer, Freude bei Teams und Fahrern und einer echt angenehme Stimmung. Die zweite Runde stand diesmal ganz im Zeichen des „Big Entry“, also bergab, sehr schnell und mit sehr hohem Anspruch an die Fahrer. Wird sonst ab dem Michael-Schumacher-S eingeleitet, ging es diesmal mit viel Anlauf von der Ford-Kurve durch die Dunlop-Kehre. Andy Jaenen, Veranstalter der Serie und Mustang-Fahrer, erklärte bereits beim Briefing, dass er super schnelle und frühe Entrys sehen will. Ganz im Ernst, das Gefälle ab der Ford-Kurve lässt sich nur aus dem Fahrzeug wirklich einschätzen und wenn wir an dem Wochenende von schnellen Entrys gesprochen haben, dann sind damit Geschwindigkeiten von 140 Km/h+ gemeint. Hierzu gehört schon eine ziemlich große Portion Mut und ich hab Achtung vor jedem, der sich das gibt! Mit so vielen dicht aufeinanderfolgenden Events ist es nicht immer leicht alles wirken und Revue passieren zu lassen, aber ein paar Eindrücke bleiben immer hängen und ich möchte die wenigen, an die ich mich erinnern, kann mit euch in diesem Artikel teilen. Während des Aufbaus am Donnerstag bin ich leider umgeknickt und habe mir den Fuß ein bisschen verstaucht. Genau weiß ich das nicht, aber mittlerweile geht es eh schon wieder ziemlich gut. Mit dem dicken Fuß habe ich mich dann aber am Freitag zum Training erst mal nur an den Rand der Strecke getraut und durch den Zaun fotografiert. Im Foto oben einer der abgefahrenen Niederländer vom Sense of Speed Drift Team. Die Burschen haben das ganze Wochenende für extrem aggressive Entrys und den ein oder anderen Ausritt ins Kiesbett der Dunlop-Kehre gesorgt. Wenn ich alles richtig mitbekommen habe, dann hat einer der Jungs seine Karre am Freitag sogar aufs Dach gelegt. Weniger im Kies und deutlich mehr auf dem Track war der ex D1-AE86 von den Chickenhill Drifters aus der Schweiz. Spaß an der Sache und Konzentration verschafften Simon Wüttrich am Ende den begehrten Titel „Most Exciting Driver“. In den Battles lief es für ihn auch ziemlich gut und er konnte sich am Ende auch einen ansehnliche Platzierung sichern. Welche das nun war, kann ich gegenwärtig nicht sagen, da noch keine offiziellen Ergebnisse vorliegen. Neben der Lieblings S14 von Marco Menke gehört auch die S14 von Alain Thomet zu den heißesten Kisten im Starterfeld. „Der Brencher ist halt nichts gewöhnt“ könnte man jetzt sagen, aber ganz ehrlich, so eine S14 Zenki hat in meinen Augen mehr Drift-Spirit im Tankdeckel als mancher E36 im ganzen Auto. Für den GT RADIAL Drift Team Fahrer Alain lief es am Wochenende leider alles andere als rund. Nachdem das Lenkgetriebe Probleme bereitete und wir am Freitag Ersatz aus Siegen ranschaffen mussten (Danke an dieser Stelle an Martin Reinsch),...