Flach, leicht, flott, Heckmotor und erfolgreich im Motorsport. Was im ersten Moment wie das typische Rezept für einen Porsche 911 klingen könnte, gilt ebenso für die legendären Renault Alpine-Modelle aus dem Werk in Dieppe (in dem mittlerweile die für ihre konsequente Sportlichkeit bekannten Renault Motorsport-Modelle gebaut werden). Diese, in den allermeisten Fällen in alpine-blau lackierten Flitzer, waren speziell in den Sechzigern und Siebzigern äußerst erfolgreich und genießen auch heute noch einen exzellenten Ruf bei Motorsportenthusiasten auf der ganzen Welt. Im aktuellen Fall handelt es sich um eine Alpine A110 („Berlinette“), Baujahr 1975. Stolzer Eigentümer ist Oliver Kraft, der sie wie einen seiner beiden Augäpfel hütet. Herr Kraft, seines Zeichens Autohausbesitzer in der Nähe von Darmstadt – Um welche Marke es sich dabei handelt, sollte nicht schwer zu erraten sein – ist ein Automensch durch und durch. Und wer jetzt vielleicht überlegt, was denn wohl der zweite Augapfel sein könnte, dem machen sicher drei knappe Worte den Mund wässrig: „Renault Sport Spider“. Aber dazu zu einem anderen Zeitpunkt mehr. Bei der Alpine von Herrn Kraft handelt es sich um ein 1300 VC-Modell, mit ursprünglich knapp 1,3 Liter Hubraum und 74 PS. Bei einem Leergewicht von eingetragenen 760 Kilo würden selbst diese schmalen Leistungsdaten für ein flottes Vorankommen genügen, aber Herr Kraft sah seinen Namen als Pflicht und Auftrag und verpasste der Alpine ein kräftigeres Herz: Einen 108 PS-Motor aus einem Renault 5 Alpine mit zwei fetten Weber-Doppelvergasern, zuständig für die Versorgung der Maschine mit Luft und Kraftstoff. Aufpeppt wurde das Aggregat noch mit einer schärferen Nockenwelle und der Kopf bekam größere Ventile spendiert. Übernommen wurde der Wagen vor vier Jahren von einem Händlerkollegen. Leider ist von der Historie nicht sehr viel mehr bekannt, als dass diese Alpine, wie so viele ihrer Schwestern, für Rallyes und Slalom- oder Bergrennen benutzt wurde. Geschadet hat es ihr aber keineswegs, was für die Haltbarkeit und Solidität des Konzepts spricht. Nach dem Kauf beschränkten sich die Karosseriemaßnahmen daher auf eine Neulackierung. Dafür wurde an anderer Stelle die große Restaurierungskeule geschwungen: Erneuert bzw. optimiert wurde unter anderem das Fahrwerk, die gesamte Elektrik sowie der bereits erwähnte 1,4 Liter-Motor aus dem Renault 5 Alpine. Nach erfolgreicher Restauration bekam die A110 dann auch ein H-Kennzeichen verliehen und nimmt seitdem an Oldtimerfahrten und Gleichmäßigkeitsrallyes teil. Da mich Herr Kraft senior freundlicherweise auf eine kleine Ausfahrt einlud, kann ich sogar etwas zum Fahreindruck und besonders der Fahrzeughöhe sagen: In einem Madza-MX5 sitzt man vergleichsweise hoch und genießt die Aussicht. Spaß beiseite, der Wagen liegt wirklich äußerst tief, ist aber relativ komfortabel gefedert, dafür aber auch laut und eng. Sportlich eben. Die Fahrleistungen sind zwar nicht überragend, aber dennoch sehr spritzig und man ist eigentlich immer schnell genug, wenn man den Motor bei Drehzahl und damit bei Laune hält. Möchte man ein Fazit ziehen, so kann man sagen: Eine wirkliche Schönheit, diese Alpine. Und dazu noch spontan, kontaktfreudig, ehrlich, direkt und ziemlich schnell bei der Sache. Was kann man mehr von einer Französin erwarten? Niels Kreischer – USED4.net *Hinweis für alle frankophilen USED4-Fans: Ja, eine Alpine ist natürlich weiblich, aber „Va la bleu!“ hätte doch wirklich merkwürdig ausgesehen, n`est ce-pas? 😉 Noch ein wenig mehr Alpine-Liebe gefällig? Aber bitte gerne…...