§1 Tuning-Gesetz: Wir Auto-Enthusiasten investieren freiwillig eine Menge Zeit und Geld, um unsere Vehikel zu individualisieren und eifern dabei in der Regel einem oder mehreren Trends nach. Diesem Grundsatz folgen wir manchmal bewusst, meistens aber eher unbewusst. Doch wie es in der Mode und mit den Trends eben immer so ist: Manche Designs sind absolut zeitlos, andere dagegen werden so schnell uncool, wie sie vorher gehyped wurden. Das gilt für Spoiler, Farben und Felgen an Autos, genauso wie für Inneneinrichtungen, Schuhe, Hosen und Bärte. Alles ist also stetig im Fluss und nur ganz wenige Gegenstände oder Designs können von sich behaupten, über der Zeit zu stehen. Warum ich darauf komme? Ganz einfach, es war mal wieder Zeit für 10 Gangwechsel auf der Viertelmeile und Gefahr für den Krümmer durch ein herabfallendes Bodenblech: The Fast and the Furious. Während ich also die rasanten Erlebnisse vom seligen Paul Walker und seinem Brother from another Mother Vin Diesel ansah, musste ich mir eingestehen, dass ich bei einigen der bonbonbunten, massiv verspoilerten und mit fetten Chromfelgen versehenen Fahrzeugen, absolut zufrieden wäre, wenn eben jener Plastikbomber meine Einfahrt zieren würde und ich ihn mein Eigen nennen dürfte. Mal komplett außen vorgelassen, was unsere 2020er Rennleitung dazu sagen würde. 2001 sah die Welt in dieser Hinsicht ja noch ganz anders aus: Polizist: „Allgemeine Fahrzeugkontrolle, Führerschein und Fahrzeugpapiere. Ist der Wagen umgebaut?“ Ich: „Hier stehts: Alles eingetragen! Polizist: „Vorbildlich. Schönes Auto haben Sie da. Na dann gute Weiterfahrt.“ Doch die Zeiten von Shogun-Verspoilerung, Flip-Flop Lackierungen und Lexani-Chromfelgen sind für die allermeisten Autoverrückten entweder lange vorbei oder sie haben sie vielleicht auch nie mitbekommen. Ebenso erzeugen die massiven Gfk-Komplettumbauten mit ganzen Faceswaps und Lambo-Style-Doors, die in Spanien oder Belgien Anfang der Nullerjahr so populär waren, heute bei den meisten Kids nur ein erstauntes Lächeln. Mittlerweile orientieren sich viele Tuningbegeisterte eher an der „3F-Regel“, also „Fahrwerk, Felgen und Folie“. (Ganz böse Zungen sagen „4F“ und hängen noch ein „Finanzierung“ dran) Selbstverständlich können schon diese Maßnahmen je nach Fahrzeug und Umsetzung bereits ein geniales Ergebnis erzielen, das ist unbestritten. Und der Geldbeutel kann natürlich auch bereits unter diesen Schritten kräftig in Mitleidenschaft gezogen werden, denn für (Luft-)Fahrwerk und Felgen ist man schnell mal 5.000€ und mehr los! Im Gegensatz zu 2001 gibt es mittlerweile aber auch genügend Autos, die bereits vom Hersteller aus schon so individualisierbar sind, dass der Aftermarketbereich oftmals in die Röhre schaut. Man denke nur an die wilde Konfigurationseskalation, die damals der erste New Mini ausgelöst hat und der sich mittlerweile kaum ein Anbieter mehr entziehen kann: Das Dach muss bitte eine andere Farbe haben können als die Außenspiegel und der LED-Innenhimmel darf ebensowenig fehlen, wie die große Zielflagge auf dem Armaturenbrett… Individualität ist das Stichwort. Aber wer legt eigentlich fest, was gerade In ist und was längst schon wieder Out? Diese Frage ist zugegebenermaßen schwierig zu beantworten, Trends entstehen und vergehen, man denke nur an den bereits erwähnten Flip-Flop-Lack, der dann vom Mattlack und dieser wiederum vom Candy-Lack abgelöst wurde. Manchmal genügt ein einzelner Funke, wie eben der erste Teil von Fast and Furious, um eine ganze Explosion zu entfachen und dabei gilt dann, je extremer und modischer ein Trend, desto größer ist gleichzeitig auch die Gefahr, dass der Trend plötzlich von „ganz cool“ zu „extrem peinlich“ mutiert. So erging es einst zum Beispiel der Unterbodenbeleuchtung, die nun aber auch seit einigen Jahren ein leuchtendes Comeback feiert. Und wie es bei auch allen anderen materiellen Ausdrücken von Individualität eben so ist (und da zählt die Autoszene selbstverständlich dazu) machen viele etwas, um anderen zu gefallen und nur wenige, damit es allein ihnen selbst gefällt. Selbstverständlich würde wohl jeder zuerst behaupten, dass er oder sie die Entscheidungen nach eigenem Geschmack getroffen hat, aber den Respekt und die Zustimmung von anderen Menschen für das eigene Werk zu bekommen, tut wohl den Allermeisten von uns gut. Es gibt sicher nur ganz wenige Menschen auf der Welt, denen...