ULTRACE 2024 – Talking Tomorrow đź
Geht es noch gröĂer/lauter/wilder/heiĂer als ULTRACE 2023? Andy und Niels waren auch dieses Jahr vor Ort und diskutieren ihre Erlebnisse. Willkommen bei ULTRACE – Der Talk.
Niels: Hallo Andy, Ultrace again, dieses Mal unter dem Titel „Club de Ultrace – Changing Tomorrow“. FĂŒr mich die zweite Teilnahme, fĂŒr dich ja schon die Xte Ausgabe. Provokante Frage: Lohnt es sich fĂŒr dich immer noch? Und wenn ja, warum?
Andy: Hi Niels, jaaa, endlich war es wieder soweit. Ehrlich gesagt, habe ich mich dieses Jahr viel mehr darauf gefreut, als die Jahre zuvor. Es lohnt sich definitiv jedes Mal, vor allem wegen der vielen Menschen, die man auf einen Schlag treffen kann. On top sieht man viele Autos, die man teilweise nur aus dem Internet kennt, die Driftcommunity ist auch vor Ort und die Stimmung immer extrem gut. Wie empfandest du denn das zweite Mal? Ist es fĂŒr dich auch ein drittes Mal lohnenswert?
Niels: Definitiv! Dieses Jahr haben wir viele Sachen optimiert, sei es die frĂŒhere Ankunftszeit in Breslau oder die Anfahrt zum Stadion mit dem Uber, statt mit der Bahn. AuĂerdem wussten wir jetzt ja schon, was uns erwartet, wo es die besten Shots gibt und auch wo man sein Auto gut und gĂŒnstig waschen kann. Das machte alles viel entspannter. Aber es gibt trotzdem noch so viel Verbesserungspotenzial, so dass wir allein schon deshalb auch 2025 wieder teilnehmen wollen. Der von dir genannte Effekt âWoah! Da steht Larry Chen mit seiner Kamera direkt vor mir und nicht mehr nur bei Insta/Youtube/Speedhunters“ ist in der Tat atemberaubend, denn genau so war es bei mir.
Wer war denn dein persönliches humanes Highlight dieses Jahr?
Andy: Humane Highlights gab es echt reichlich. DAS Highlight wĂ€re fĂŒr mich ebenfalls Larry Chen gewesen, den habe ich jedoch nur kurz gesehen und dann leider nie wieder. Dennoch waren ja so viele internationale Stars der Szene da, man konnte das gar nicht alles erfassen. Egal ob The Kyza, Jimmy Oakes, Adam LZ, James Deane, oder The Lowdown. Das Highlight fĂŒr mich: Hirokazu Suzuki von Car life produce Arios, welcher gedriftet ist. Der Mann sah den ganzen Tag so unglaublich gut gelaunt aus, das ist einfach typisch Japaner. Ich liebe diese MentalitĂ€t. Hast du denn alle gesehen, die ich aufgezĂ€hlt habe?
Niels: Ja, habe ich tatsĂ€chlich! Dieses Jahr hatte ich ja dankenswerterweise einen Medien-Pass (Milla Jovovich wĂŒrde ihn staunend „Multipass“ nennen), mit dem ich Zugang zu quasi allem bekam. Und so traf ich AdamLZ, Jimmy Oakes, SchĂ€fchen, Sam von Nightride, Hirokazu Suzuki (Arios) usw. auf der Strecke, wĂ€hrend sie in vollem Ballett in die erste 180°-Kurve nach der Straight einbogen. Dabei entstanden dann diese BilderâŠ.
Andy, mich wĂŒrden jetzt deine automobilen Favoriten interessieren, ich kenne ja deinen exquisiten Geschmack und du hast mich schon des Ăfteren mit deiner Auswahl ĂŒberrascht: welche waren also deine vierrĂ€drigen Highlights? Und was sagst du zur Organisation des Events in diesem Jahr?
Andy: Da eine Auswahl zu treffen, ist wirklich unheimlich schwierig. Die schiere Menge an Fahrzeugen ist einfach kaum zu ĂŒberblicken. Selbst nach der fĂŒnften Runde um das Stadion habe ich mich bei manchen Autos gefragt: „Standen die gestern/vorhin schon da? Habe ich ja völlig ĂŒbersehen“. Die ReizĂŒberflutung ist echt nicht in Worte zu fassen. Im Grunde genommen wollte ich ein einziges Auto unbedingt sehen und ich kann nicht beschreiben, wie ich darauf hingefiebert habe:
Nomukens 2002er Revival Skyline ER34. Den Wagen hat Benny Heeg von Heeg Automotive importiert, nachdem Ken Nomura sein ehemaliges D1-Auto von 2002 noch einmal gebaut hat. Unglaublich, dass man sowas mit eigenen Augen sehen kann. Ich habe bestimmt 20 Minuten damit zugebracht, jedes einzelne Detail dieses Autos anzuschauen.
AuĂerdem im Sinn geblieben, ist mir der GR Supra von Liberty Walk. Das Kit an diesem Auto ist Geschmackssache, ich war aber zufĂ€llig live dabei, als das Auto von Kato-san selbst prĂ€sentiert wurde, was typischerweise sehr lustig war. Das wirklich Besondere daran: dem aktuellen Supra wurde ein Targadach im Stile des VorgĂ€ngers verpasst.
ZusĂ€tzlich fand ich diesen Toyota MR2 unglaublich gut. Wer mich kennt weiĂ, dass ich einen riesigen Soft-Spot fĂŒr das Toyota Mittelmotor-CoupĂ© aus den 90ern habe und an diesem hier war fĂŒr mich wirklich absolut alles richtig.
Welche drei Autos waren denn deine Standouts, Niels?
Zum Thema Organisation: die lĂ€sst fĂŒr mich als Besucher immer keine WĂŒnsche offen. Wie das als Aussteller ist, kannst du besser beurteilen, oder? ErzĂ€hl uns doch mal von deinen Erfahrungen.
Niels: Ich wurde nicht enttĂ€uscht, deine Auswahl ist wirklich superb. Zwei weiĂe Toyotas und ein silberner R34, dem die JDM-Glory aus allen HohlrĂ€umen tropft. Meine Favoriten sind die folgenden: der blaue RX7 FD3S (der ganz zufĂ€llig auch das Titelauto geworden ist. Hehe). Wunderschönes, stimmiges Auto in einer grandiosen Farbe. Der zweite RX7, dieses Mal aber ein FC Cabrio, stand ganz in der NĂ€he zum ersten und hat mich ebenfalls berĂŒhrt. WeiĂes Auto, dann noch offen, Turbo-Wankel, damit durch laue SommernĂ€chte in der City cruisen: der Beweis, dass es einen Gott gibt und er Autos liebt. Last but not least ein Auto, dessen Form mir gefĂ€llt, seitdem ich es in den 80ern das erste Mal auf der StraĂe habe fahren sehen: Peugeot 205. Hier als Breitbau, Rallye-Reminiszenz mit Mesh-Wheels und in einer sexy Anthrazit-Lackierung. Bitte einpacken, nehm ich direkt so mit, geht Kartenzahlung? â€ïž
Zu deiner Frage, wie unser Erlebnis als Aussteller war, kann ich dir sagen: es hĂ€ngt vieles davon ab, zu welcher Zeit man aufs GelĂ€nde fahren darf. Im vergangenen Jahr war das bei uns ab 20:00 und 21:00 Uhr der Fall und durch den Einlass auf der RĂŒckseite, der dann nur auf die sogenannte Resterampe fĂŒhrte. DarĂŒber haben wir ja bereits in unserem letztjĂ€hrigen Talk ausfĂŒhrlich gesprochen. In diesem Jahr wurde uns per Mail die Einfahrtszeit von 17:00 Uhr genannt und so hatten wir die Hoffnung, einen besseren Platz rund ums Stadion zu ergattern. Und wir wurden nicht enttĂ€uscht, mit ein wenig KreativitĂ€t konnten wir uns diese exponierte Stelle mit schöner Aussicht sichern.
Man muss dazu sagen, dass wir dieses Jahr auch nur mit zwei S-Chassis angereist waren, ich hatte mich mit meiner S13 gar nicht erst beworben und ein Kumpel, dessen S14a letztes Jahr noch akzeptiert worden war, wurde dieses Mal abgelehnt. Das Versprechen der Orga, weniger Menschen und Autos auf dem Event zuzulassen, daran schien was dran zu sein, zumindest auf der Rampe waren deutlich weniger Autos, als noch 2023. Der Andrang der Menschen dagegen erschien mir dieses Jahr noch gröĂer zu sein. Dazu noch diese Hitze und der von dir beschriebene Overload von EindrĂŒcken! Auto-Ikonen ĂŒberall, prominente Menschen in der Schlange vor dir, Musik ballert von allen Richtungen in deine Ohren und du bist bereits bei Fotografen-Squat No. 556 angelangt, weil du auch dieses Jahr versuchst, möglichst alle Autos auf dem Event zu fotografieren. Das ist einfach Ausnahmezustand, körperlich und geistig. Du warst dagegen mehr in der Drift-Area unterwegs, stimmts? Fiel dir da etwas besonders auf?
Andy: Auch bei dir ist die Auswahl eher bodenstĂ€ndig. Doch selbst wenn man auf Ferrari, Lamborghini und Co. steht, ist man auf dem Ultrace absolut richtig. Es gab so viele Exoten zu sehen, dass vom Liberty Walk Countach, bis zu diversen RWB Porsche eigentlich fĂŒr jeden etwas dabei war. Generell finde ich die Zusammenstellung und Vielfalt der Fahrzeuge jedes Jahr beachtlich. Es gibt praktisch nichts, was nicht vertreten ist, egal ob neu, alt, Euro, USA, Japan, teuer oder gĂŒnstig.
Ich war dieses Jahr wie immer auch in der Drift-Area, aber auch öfter im Bereich der Showcars unterwegs, als die Jahre zuvor. Ich hatte im Gegensatz zu dir eher das GefĂŒhl, dass das Event nach wie vor wĂ€chst. Im Parkplatz-Bereich gab es jetzt eine zusĂ€tzliche HĂ€ndlermeile und auch sonst, wie du schon sagst, kann man kaum alles einfangen und verarbeiten. Das ist gleichzeitig auch der einzige Punkt, der mir das Ultrace-Erlebnis etwas erschwert hat, obwohl es Ă€uĂerst positiv ist. FĂŒr mich war es schlicht unmöglich, alle Menschen, mit denen ich sprechen wollte, ĂŒberhaupt zu finden. Die GröĂe des Events hat den Vor- und Nachteil gleichzeitig, dass gefĂŒhlt jeder dort anzutreffen ist, den man aus seiner automotiven Bubble kennt. Die zweieinhalb Tage waren dazu so schnell um, weil man zwischen Autos anschauen, Driften anschauen, Drift Area, Hitzeschutz aka Sportsbar und sonstigem so oft gependelt ist. Es gab fast zu viel zu erleben đ. Ist dir das auch so ergangen? Immerhin hatten wir beide auch nur kurz die Gelegenheit, zu sprechen.
Niels: Ist echt so! Wir beide sind ja das beste Beispiel. Dicke Kumpels, aber mit zwei unterschiedlichen Gruppen angereist, die sich untereinander auch alle kennen und gut verstehen. Man macht was aus, rennt sich auch mal ĂŒber den Weg, freut sich, begrĂŒĂt sich, albert kurz rum, dann wird man wieder abgelenkt und Schwupp, aus den Augen verloren. Es ist einfach so wild da. Menschen, Autos, LautstĂ€rke, Sonneneinstrahlung. Da hilft nur Schatten, Bier und mal Lockerlassen. Getoppt wurde das Erlebnis rund ums Stadion dann noch vom Next Level Drift-Event. Allein dieses Banner, so groĂ wie ein FuĂballfeld, wahrscheinlich noch vom Flugzeug aus erkennbar:
Und dann die Strecke, die eigentlich nur aus ein paar Kurven auf einem Parkplatz besteht und gerade deshalb die Action so derart komprimiert wird. Die Zuschauer stehen dabei direkt ĂŒber der ersten Kurve und bekommen so in sicherer Entfernung trotzdem alles haargenau mit.
Sicherheit ist wichtig, denn nicht immer klappt alles…
Zum GlĂŒck nur Blechschaden, sodass der Name Fly Garage schon eine gewisse Komik hatte. Gabs fĂŒr dich ein besonderes Schmankerl in der Drift Area? Und jetzt sag bitte nicht Porsche Panamera aus Dubai… đ
Andy: Haha, nein, Porsche Panameras driften zu sehen, ist fĂŒr mich irgendwie nicht das richtige, auch nicht mit LS-Swap und 20″ Work VS-KF.
Vielmehr angetan war ich von der Silvia S14 meines Kumpels Jan, weil die Story dahinter so cool ist. Die letzten Jahre ist er immer mit seiner weiĂen S15 gedriftet, die unfallfrei und vom Zustand her viel zu gut war:
Er hat mir immer davon erzÀhlt, dass er eine nicht so gute S14 Karosse hat und diese zum Driften herrichten will. Nun hat er es umgesetzt und in den Tagen und NÀchten vorm Ultrace hart geschuftet, damit das Auto just-in-time ganz kurz vor der Abfahrt fertig wird.
Auf dem Track fand dann praktisch die erste Probefahrt statt. Wahnsinn, oder? Wenn du das fĂŒr dich schönste Driftauto wĂ€hlen mĂŒsstest, welches wĂ€re das?
Niels: Einfache Frage, schwierige Antwort. FĂŒr mich als S-Chassis-Afficionado schrĂ€nkt sich der Kreis aber immerhin schonmal auf die Nissans mit dem S im Modellcode ein, da bin ich ehrlich. Das wĂ€ren meine drei Favoriten und auch wenn Yvonne mir dafĂŒr sicher keinen netten Blick zuwerfen wird, steht die Milleniumjade-farbene S13 ganz oben auf meiner Liste. Das hat einfach Flair und Style, so ein glĂ€nzender Lack auf einem Drifter, der um die Ecken geshreddet wird.
FĂŒr mich bleiben zum Schluss jetzt nur noch zwei Fragen an dich: Ist noch eine Steigerung möglich und wen wĂŒrdest du dir persönlich auf dem Ultrace wĂŒnschen (Person oder Auto)?
Andy: Du kannst eben nicht aus deiner Haut heraus und das ist ja auch gut so. Genau deswegen findet das Ultrace auch so einen groĂen Anklang: Die Durchmischung der Autos ist einfach der Wahnsinn. Die Veranstalter machen einen unglaublich guten Job darin, absolut jedem Autointeressierten auf dem Ultrace das zu bieten, was er sehen möchte. Das beantwortet auch deine Frage: alle GröĂen der Szene, egal ob human oder automobil, sind da. Auf keinem Flecken Erde hat man sonst so eine Dichte an weltbekannten Autos und Menschen, auĂer auf der SEMA und dem Tokyo Auto Salon.
Eine Steigerung? Ich wĂŒnsche mir eher ein Downgrade, nĂ€mlich bei den Temperaturen. 25 Grad wĂ€ren bei einem Event fast ohne Schatten und, in unserem Fall, einem Hotelzimmer ohne Klimaanlage auch okay.
Niels: Da bin ich sowas von deiner Meinung. Mal keine unmenschliche Hitze, das wĂ€r schon was. Lustigerweise regnet es ja immer kurz vor dem Ultrace, um dann beim Event selbst dann gefĂŒhlt wieder den Glutofen anzuwerfen. Nunja, wenn es weiter nichts zu wĂŒnschen gibt, dann freuen wir uns gemeinsam auf das Ultrace ’25, bei dem wir auf unserer Optimierungsliste wieder einige Punkte abhaken wollen. FĂŒr die beste Ultrace-Experience ever. Optimizing Tomorrow quasi.
Alle Bilder in KĂŒrze auch in einem Facebook-Album.
Ultrace-Website: Ultrace Official
Das Ultrace findet statt im
Stadion Wroclaw
al. ĆlÄ
ska 1, 54-118 WrocĆaw (Breslau)
Polen
Text: Andy Kmoch und Niels Kreischer â USED4.net
Bilder: Andy Kmoch, Niels Kreischer