Summer of ’21 – Editor/Driver

Allstedt im Juni 2021 – Es geht endlich wieder los. Unser Bericht über ein ganz besonderes Drift-Event.

Dieser Artikel ist aus zwei Sichtweisen geschrieben: Aus der des USED4-Editors und aus der des Fahrers. Viel Spaß.

 

Editors View:

Wir haben kürzlich alle gelernt, dass es im Leben gerade die kleinen Dinge sind, die am meisten zählen:

Freunde zu treffen, Spaß zu haben und ganz besonders auch, diese beiden wichtigen Punkte zu verbinden und endlich wieder gemeinsam das zu tun, was richtig Freude bringt.

Zum Beispiel: Schmutz überall, Bier in rauen Mengen, Motorenlärm in den Ohren und Gummireste in den Haaren. Oder anders gesagt: Lebendig fühlen.

Und exakt so ein Ereignis fand nach sehr langer Abstinenz endlich wieder statt:

Auf dem legendären Allstedt Drift Compound. Bei einem Private Drift Event, vermittelt vom SXOC Skidclub e.V., mit geringer Teilnehmerzahl und vorheriger Testpflicht.

Getestet, teilweise schon geimpft und mit riesiger Vorfreude kamen wir also zusammen: Team Nightspeed aus Hamburg, Team Trümmergang aus Essen und Team ANKRacing aus Chemnitz.

Das Motto war klar: Freies Ballern all day long (Das „all day long“ eigentlich „nur bis 18 Uhr“ bedeutet, erfuhren die Anwesenden am Tag 1, gegen 22 Uhr)

Und unter diesem fröhlichen Baller-Motto ging es dann auch ab:

Tandems, Solo-Runs, Mini-Trains, einfach Fahren, Fahren, Fahren.

Und sogar mein FWD-Bluebird konnte mal den Allstedt-Asphalt spüren.

Es handelt sich dabei um meinen Old-Daily, der, im Gegensatz zu meiner S13, für das Driften absolut nicht geeignet ist, aber die Chance auf ein paar Runden über den Kurs ließ ich mir trotzdem nicht nehmen.

Erkenntnis: Die Handbremse zieht eindeutig zu schwach.

Team Nightspeed war mit den beiden altbekannten R32 in neuer Lackierung und weiter perfektionierten Skills vor Ort.

Ein besonderes Einzelfeature als Fortsetzung des Artikels von 2018 folgt übrigens in Kürze. Seid gespannt.

Bei Dominik im Auto erlebte ich dann meine bisher wildesten Allstedt-Runden. Großen Respekt, Herr Jahnke.

Aber auch Daniel setzte in Sachen Wut, Hass und pipifeinen Drifts neue Bestmarken.

Team Trümmergang (Alexa, Marco und Marvin) mit dem ultraheißen E 36 im BN-Style, ließ ebenfalls kein Auge trocken und überzeugte mit großen Winkeln, heftigem Speed und viel Qualm.

Marvin gewann währenddessen unangefochten den Award für die weirdeste Beifahrerakrobatik.

Andy alias ANKRacing, als Solo-Kämpfer in der sexy Sauger-S15 auf seinem ersten Trocken-Event (das dann öfter auch mal nass war) hatte Seat-Time noch und nöcher und verfeinerte seine Querfähigkeiten im Zeitraffertempo.

Nicht im Zeitraffertempo ließen sich die 215/45 R17 messenden Reifen auf den 9 J breiten Work Emotion CR Kai Felgen montieren. Marvin und der Reifenbooster brachten die notwendige Abhilfe, damit die Luft im Reifen bleibt.

Ich hatte nach über acht Monaten endlich wieder Autos im Drift vor der Linse (Danke an Frameflex.de fürs Ausleihen des Profi-Objektivs), ein kühles Helles auf heißem Asphalt in der Hand und eine schöne Zeit mit alten und neuen Freunden.

Noch ein Wort zum Wetter:

Es war typisch für das bisherige Jahr 2021: Einfach extrem. Wie ein mutierter April, der nicht enden will.

Von praller Sonne bis prasselndem Gewitterregen war innerhalb eines Tages alles dabei. Aber dafür gab es immerhin gute Bilder.

Mein Fazit dieses kurzen Trips nach Allstedt, frei nach Marius Müller-Westernhagen

Ich bin wieder hier
In meinem Revier

War nie wirklich weg
Hab mich nur versteckt

Ich rieche den Dreck
Ich atme tief ein

Und dann bin ich mir sicher
Wieder zu Hause zu sein

Niels Kreischer – USED4.net

 

Drivers View:

Genau wie USED4-Papa Niels konnte ich meine Vorfreude vor diesem Wochenende kaum noch in Worte fassen. Zum einen, weil es tatsächlich mein erstes Mal Driften im Trockenen sein sollte und zum anderen, weil ich genau wusste: mit meinen Freunden auf einem Flugplatz in der Wallachei ohne Handyempfang zu sein, würde einen richtigen „Kopf-Reset“ mit Entfernung zum Alltag und ein ganz großes Stück Normalität zurückbringen.

Vorab: Meine Erwartungen wurden wirklich mehr als erfüllt.

Das Auto wurde von meiner Seite entsprechend für das Wochenende vorbereitet. Der klassische „Nut-and-Bolt-Check“ und ein Ölwechsel waren ein Teil davon. Zum anderen konnte die natürlich viel zu spät bestellte und heiß ersehnte, neue Kupplung zwei Tage vor Abreise noch eingebaut werden.

Die Anreise zu einem Zwei-Tage-Event ist auf eigener Achse durchaus anspruchsvoll. Sechs Kompletträder, das nötigste Werkzeug, ein paar wenige Ersatzteile, Öl, Wasser, Klappstuhl, Klamotten für alle gemeldeten (Un-)Wetterkapriolen, Bier, alles musste mit.

Dazu sei gesagt, dass man im besten Fall noch einen Pavillon, Grill und diverses anderes benötigt hätte – das alles hatten die anderen Teams zum Glück dabei. Zudem gibt es vor Ort Dank des SXOC Skidclub e. V. eine wirklich gute Infrastruktur mit Reifenmontiermaschinen. Mein begrenzter Platz im Auto konnte also halbwegs kompensiert werden und dafür bin ich wirklich sehr dankbar.

Habe ich eigentlich bereits erwähnt, wie unendlich sehr ich Roadtrips liebe? Freut euch auf einen separaten, interaktiven Artikel zu diesem Thema bald hier bei USED4.

Der Weg nach Allstedt fühlt sich generell immer gut an. Seit 2016 war ich praktisch jedes Jahr dort, um das Spektakel bei den Events des SXOC Skidclub e. V. live mitzuverfolgen. Wenn man das Gelände in Allstedt befährt, hat man immer das Gefühl, nach Hause zu kommen. Man sieht das sonst gut gefüllte und diesmal sehr leere Fahrerlager und weiß, dass man einfach eine tolle Zeit vor sich hat. Das Areal ist eine riesige Spielwiese und dank der nur drei anwesenden Gruppen konnte man praktisch Seat Time ohne Ende haben, egal ob absoluter Rookie oder eben Drifting Level: Expert.

Die Wiedersehensfreude war bei allen Beteiligten wirklich unglaublich hoch, schließlich hatten sich die meisten über ein Jahr nicht gesehen, geschweige denn ist in dieser Zeit jemand gedriftet.

Bevor es allerdings auf die Strecke ging, wurde ausgepackt, das Camp aufgebaut und Räder gewechselt.

In meinem Fall stellten sich aber auch Bedenken ein: ist das Fahrwerk zu hart für die Betonplatten? Wird das Auto generell halten?

Auch wenn ich vorher zwei kleine Nass-Events absolviert habe und mir unzählige Stunden Assetto Corsa wirklich sehr geholfen haben, um zu verstehen, was das Auto von mir möchte und um verschiedene Fahrtechniken zu erlernen, so wusste ich nicht, ob meine bislang erlernten Skills reichen. Etwas Aufregung war also durchaus vorhanden.

 

Bei wirklich extrem sommerlichen Temperaturen folgte also die erste Fahrt auf die Strecke. Okay, erstmal ein, zwei Runden fahren und schauen, wie sich alles anfühlt.

Meine Bedenken hinsichtlich der Strecke lösten sich zum Glück bereits da in Luft auf, es ist alles viel ebener und weniger holprig, als ich dachte. Los ging es also mit den ersten, zaghaften Driftversuchen.

Wie ich relativ schnell feststellen durfte, ist trocken Driften etwas sehr deutlich anderes, als bei Nässe. Die Skills des Fahrers sind viel mehr gefordert…

„Das sieht schon nicht schlecht aus, aber Alter, fahr mit mehr Hass und Schwung, du brauchst mehr Kupplung und Drehzahl bei dem Auto“, waren die Ratschläge vom Team Nightspeed. Je weiter der Tag voranschritt, umso mehr habe ich mir schlussendlich getraut und umso besser lief es auch.

Sich langsam an die persönlichen Limits heranzutasten, empfand ich als den besseren Weg, nachdem ich direkt am Anfang einen kleinen Fehler gemacht habe, der zur Folge hatte, dass ich einen der hinteren Spats verloren und anschließend direkt wieder angebaut habe.

 

Als ich am Samstag endlich das ABS lahm gelegt habe, ließ sich das Auto gefühlt doppelt so gut fahren und ich konnte die Bremse noch besser als Werkzeug nach dem Entry oder zum Umsetzen benutzen. Die letzten beiden Stunden hat es teilweise stark und dann immer weniger geregnet. Wirklich alle waren auf der Strecke, hatten Spaß und mussten sich nicht um die Temperaturen ihrer Autos sorgen. Auch wenn die Strecke am Ende zum Teil trocken und an anderer Stelle nass war, was das Fahren schwieriger machte, war dies ein wirklich würdiger Abschluss.

Ich wollte es die ganze Zeit während des Wochenendes nicht aussprechen, aber schlussendlich blieb auch mein letztes Bedenken sprichwörtlich auf der Strecke: das Auto hat technisch natürlich gehalten. Ich finde den Gedanken einfach toll, dass man mit Klimaautomatik an- und abreist, zwei Tage am Stück Driftet und am Tag darauf mit demselben Auto im Berufsverkehr zur Arbeit fährt.

Eine Sache ist letzten Endes jedoch wirklich negativ zu bewerten. Leider habe ich jetzt von der verbotenen Frucht gekostet. Es macht unheimlich Spaß, ein Auto so bewegen zu können und ich bin super dankbar, dass ich viele Freunde habe, die mich dazu gebracht haben, das einfach selbst zu probieren, mich nun unterstützen und allem voran so ein tolles Wochenende mit viel Dummlaberei („Klötze dick, Scheiben schick, ab auffe Bahn, Probefahrt“) und Spaß zu verbringen.

Andy Kmoch – USED4.net

Das Facebook-Album mit allen Bildern findet ihr morgen auf USED4.net/Facebook

Bilder/Text: Andy Kmoch und Niels Kreischer

Zusätzliches Bildmaterial: Manuel Fehrenbach, Marvin Adamek und Mario Siebert. Vielen Dank.