Next Level of Drifting

Niels Kreischer

Next Level – So simpel der Name auch ist, so gut passt er gleichzeitig.

Dieser heftige Drift-Event in der Nähe von Danzig, also in der nordöstlichen Ecke Mitteleuropas, hat vieles auf die nächste Ebene gehoben.

Aber first things first:

Next Level of Anreise

 

Wir waren eine Gruppe von insgesamt 23 Personen, die aus den verschiedensten Ecken Deutschlands und sogar Österreichs anreisten.

Distanzen von über 1.000km dabei eher die Regel als die Ausnahme.

Und die Hinfahrt über die teilweise richtig miesen polnischen Landstraßen waren dazu eine echte Qual, das Bild täuscht gewaltig.

Stattdessen gab es ständig Bodenkontakt von Mitteltöpfen oder Längsträgern: in Polen blieb einiges an Metall auf der Straße hängen.

Die teilweise haarsträubenden Überholmanöver mancher polnischer Verkehrsteilnehmer kamen als Sahnehäubchen noch oben auf auf die Torte des Transit-Terrors.

Glücklich, dass am Ende, bis auf den Seilzug eines Trailers, alles soweit heil geblieben war, kamen wir dann in Dierschau (Tczew) bei Danzig an.

Ein bis drei große Cuba Libre für 16 Zloty (~4€) später und die lange Anfahrt war schnell vergessen.

 

Next Level of Organization

Die Macher von NL haben aus den vergangenen vier Veranstaltungen bereits einiges an Erfahrung gesammelt, aber da die Party jedes Jahr exponentiell wächst, stellen sich auch ständig neue Herausforderungen.

Die Marke „Next Level“ ist, Dank des superstarken Marketings im Vorfeld und auch während des Events selbst, mittlerweile wohl so ziemlich jedem Driftfan ein Begriff.

Banner, Flaggen, Merchandise: Qualitativ gut gemacht und optisch ansprechend, das Ganze ist durch und durch professionell.

Nur der (aufgrund der Sonneneinstrahlung) erhöhte Getränkebedarf konnte von den aufgefahrenen Food Trucks nicht gedeckt werden, dieser Punkt ist noch verbesserungsfähig.

Ein weiteres Beispiel für die große Detailverliebtheit der Organisatoren gefällig?

Wer fahren wollte, musste sich (natürlich) vorher bewerben und ein aussagekräftiges Bild des Autos mitschicken. Inkl. der Garantie, dass es dann am Tag der Veranstaltung auch exakt so aussehen wird.

Aber das ist noch nicht alles: Passt das Auto grundsätzlich zu NL, bekommt der Fahrer vom Team im Falle eines Falles noch einige Gratistipps, wie er sein Fahrzeug doch bitte in Sachen Style Next Level-mäßig zu gestalten haben möge.

Das umfasst solche wichtigen Dinge wie Felgen, deren Einpresstiefe, die Gesamtfahrzeughöhe, Bodykits und weitere, ähnliche Punkte. Ein sehr hoher Anspruch also an die Optik der Autos.

An das Fahrkönnen der Fahrer sowieso, aber dazu später mehr…

Das Gelände des Autodrom Pomorze („Pomorsche“ ausgesprochen) ist groß und modern, der Belag glatt und der Verlauf mit einigen Höhenmetern und sehr vielen Kurven auch klasse geschnitten.

Dafür ist der Besucherparkplatz etwas uneben und im wahrsten Sinne des Wortes ausbaubar.

Ist das Auto dann aber erstmal geparkt, hat man von den Besucherrängen bzw. aus der Pitlane immer einen Großteil der Strecke im Blick. Sofern man das möchte, natürlich. Das letzte Bild hat übrigens ~120dB.

 

Next Level of Drifting

Go hard or go home oder wie die NL-Organisatoren es ausdrücken: „Don’t be a pussy on the track!“

Das Niveau der Fahrer war unglaublich hoch, kaum Dreher, heftige Geschwindigkeiten, wildeste Tandems und teilweise Drifts über die komplette Strecke.

Ballern, Ballern, Ballern.

 

Next Level of Awarding

Ob Tandem, Best Drift Car, Best Team, Forever Broken oder der Globetrotter-Award für die weiteste Anreise (Australien!): Die Preisverleihung ist mit Shoey und Skateboards als Preis auf jeden Fall Another Level.

 

Next Level of Style (im Fahrerlager)

Die Pitlane beim Next Level strotzte nur so vor automobilem Eye Candy.

Hot Cars, Cool Dudes, Nice Babes

Mein Fazit: Für jeden Drifter und Drift-Fan, der Style und Skills auf eine Stufe stellt, ist Next Level ganz einfach Pflichtprogramm, das man mindestens einmal erlebt haben sollte Punkt.

Dazu kommen geile Leute aus ganz Europa und der Welt und eine relaxte Atmosphäre mit Burger, Beer and Beats.

Hier treffen sich Leute mit der gleichen Einstellung und mit Bock auf eine richtig geile Zeit.

Niels

 

Andy Kmoch

Next Level – Style over Function!

„Nächstes Jahr müssen wir da mal mit dem eigenen Auto hin.“ Eine Aussage, die ich in den letzten Jahren mehrfach getroffen habe! Unter anderem bei Supras in Vegas, wo sich das Ganze natürlich nur mit immensem Kostenaufwand realisieren lässt oder auch beim letztjährigen Next Level Event, zu dem wir hingeflogen waren. Hier ist die Umsetzung etwas einfacher – gesagt, getan!

Die Anreise in das knapp 900 Kilometer entfernte Danzig war nicht kurz – aber definitiv jeden Kilometer wert. Sicherlich gibt es angenehmeres, als im Schalensitz, mit harten Federraten und schleifenden Mitteltöpfen über Polens (teils extrem bescheidene) Straßen zu fahren. Vor allem, wenn man Hauptstraßen verlässt, wie wir feststellen durften. Dennoch war der Weg das Ziel und in unserer großen Reisegruppe hat das ganze gleich doppelt Spaß gemacht, oder teils alle gemeinsam leiden lassen, was trotzdem irgendwie ok war.

In Polen angekommen stellt man wiederholt fest: hier ist es verdammt toll! Bietet doch Danzig selbst und die unmittelbare Umgebung auch für den Durchschnittstouristen ausreichend Sehenswürdigkeiten, so war unser Ziel klar: Das Autodrom Pomorze. Abgesehen davon ist dieses Land auch für Petrolheads auf Grund der etwas gelockerten Gesetzeslage sehr interessant. Zu tiefe Autos? Gibts hier nicht. Kennzeichen vorne? Kein Muss. Hauptsache, man hat ganztägig das Abblendlicht an.

Die Veranstaltung selbst bietet alles, was ich mir von einem Grassroots-Driftevent erhoffe und lässt mich das Next Level auch auf eine Stufe mit dem Final Bout stellen, über das wir kürzlich berichteten. Style, Style, Style, soweit das Auge reicht. Alle Autos so tief es nur geht. Funktionell? Nö, aber sieht halt geil aus. Selbst alle BMWs mit Bodykits und Livery, angelehnt an die goldene Ära des Driftsports in Japan. Muss das sein bei einem Driftauto? Theoretisch nein, aber sieht halt geil aus. Monster Energy Sticker und kawasakigrüne Spiegelkappen? Fehlanzeige. Gott sei Dank. Die polnischen Jungs haben in jedem Fall eindrucksvoll bewiesen, dass man auch ohne riesiges Investment ein cooles und optisch ansprechendes Driftauto bauen kann.

Nicht zu vergessen ist die ungemein lockere und gute Stimmung im ganzen Areal. Seien es Veranstalter, die jeden der 80 Fahrer und die Autos dazu genauestens kennen, Zuschauer von nah und fern, Teams aus Finnland, Schweden, UK, Polen, Fahrer aus Australien oder eben unsere Jungs aus Deutschland, einfach jeder war gut drauf. Good Vibes only, mein Lebensmantra, wird hier vollkommen gelebt. Den ganzen Tag driften und abends Hardbassparty in der Box? Das Team Fatclan hat mal eben nach dem Nachtdriften mit allen Leuten die Boxengasse kurzzeitig zur Partyarea umfunktioniert.

„Next Level“ ist auch das Niveau der Fahrer vor Ort. Es gab das ganze WE keine nennenswerten Blechschäden. Entries im 3. Gang mit um die 100 km/h waren an der Tagesordnung. Ein einziger Abflug vom Team Cute stoppte das Event kurz, da ein Fotograf in Folge dessen einen unfreiwilligen, dreifachen Backflip gemacht hat. Dem Kollegen geht es aber gut, er hat bis auf Prellungen rein gar nichts davongetragen und bezeichnet sich auf seiner Instagramseite bereits als „Best Bowling Pin at Next Level“. Genau mein Humor!

Alles in Allem kann ich dem kompletten Veranstalterteam nur wiederholt für alles danken, was sie für die europäische Driftszene tun: Ein Event auf die Beine stellen, welches sich international nicht verstecken muss, mit Liebe bis ins letzte Detail, mit unglaublich gut aussehenden Autos, mit einer perfekten Location und mit einer polnischen Offenheit und Freundlichkeit, die dieses Land in den letzten zwei Jahren zu meinem heimlichen Favoritenland in Europa avancieren ließen.

Egal was passiert, ich komme wieder!

Andy

 

 

 

Bilder und Text:

Niels Kreischer – USED4.net

Andy Kmoch – USED4.net

Zusätzliche Bilder:

Hendrik BuchholzNightspeed