King of Europe – Anneau du Rhin
In Europa gibt es immer noch viele Könige, wie zum Beispiel Philippe aus Belgien, mit seiner föderalen und konstitutionellen Monarchie oder Carl XVI. Gustaf, der schon seit 1973 die parlamentarische Erbmonarchie in Schweden feiert. Letztes Wochenende ging es in Frankreich aber um ganz andere Qualitäten als seinen Hofstaat im Griff zu haben oder zu überlegen, zu welchem Anlass man als nächstes den kompletten Weinkeller ausräumen kann. Es ging um das Driften eines schnellen und anspruchsvollen Streckenlayouts auf einer der schönsten Rennstrecken Europas – Anneau du Rhin! Das Layout hierbei hat aber nicht irgendwer aufgemalt, sonder der „Drift-King“ Keiichi Tsuchiya höchstpersönlich!
Dieser nahm die weite Reise aus Japan auf sich, um als Judge den zweiten Lauf des diesjährigen King of Europe Championship zu bewerten und um zu sehen, was die Europäer so aus seinem schönen Sport machen. Enttäuscht wird er nicht gewesen sein, denn das Niveau war sowohl auf, als auch an der Strecke sehr hoch und so wurde oft anerkennend genickt, was im zurückhaltenden Land der aufgehenden Sonne vermutlich schon was heißen will.
Als Teil des GT RADIAL Drift Teams habe ich das große Glück, dieses Jahr drei King of Europe Läufe besuchen zu können (Anneau du Rhin, Greinbach und Oschersleben) und war vor Anneau du Rhin sehr aufgeregt, da ich bereits im Jahr 2011 das Vergnügen mit dem aufregendem Asphaltband im Dreiländereck Frankreich, Deutschland und der Schweiz hatte. Damals lief hier ein JDM Allstars Lauf und ich hab mich sehr gefreut, einige bekannte Gesichter wieder zu sehen. Eines davon ist Maxime Castanié vom Team D-Famous in seiner Nissan S13.5 (S13 Chassis mit S15 Front). Im Jahr 2011 schickte ich ihm ein Foto seines Nissans, welches er dann für seine Business-Card nutze. Eine davon habe ich von ihm am Wochenende als Andenken erhalten – mercie mon amie!
So einen Lauf des King of Europe kann man Außenstehenden auf jeden Fall gut erklären, indem man das Wochenende mit einem Festival vergleicht. Musik gibt es zwar keine und es fließt auch sehr viel nur manchmal sehr wenig Alkohol, aber dafür gibt es aufregenden Extremsport und spannende Zweikämpfe auf dem Track. Fahrer von Driftautos muss man sich dabei ein wenig wie die Gladiatoren von damals vorstellen. Sie treten im KO-System gegeneinander an und am Ende bleibt nur der Eine übrig, der sich gegen alle anderen durchsetzen konnte. Das hat schon etwas martialisches und macht in meinen Augen einen großen Teil dieses Sports aus.
Wer da am Ende gegen wen ausscheidet und warum, bestimmt dabei eine Jury, die in der Qualifikation Punkte für Linie, Geschwindigkeit und den Driftwinkel vergibt. Den Punkt „Style“, der ebenfalls gewertet wird, finde ich persönlich ein bisschen unnötig, bin mir aber sicher, dass der auch irgendwie seine Daseinsberechtigung hat. Oben sieht man Keiichi auf dem Aussichtsturm mit einwandfreier Sicht auf die Arena.
Im Briefing zu Beginn des Events erklärte Keiichi Tsuchiya, was er gerne sehen würde und welche Erwartungen er an die Fahrer hat. Später konstatierte er, dass es bei dieser Runde durchaus fünf bis sechs Fahrer gab, die sich auch auf internationalen Events beweisen könnten. Als Drifter kann es wohl keine größere Ehre geben, als das von diesem Mann gesagt zu bekommen.
Den Freitag verbrachte ich damit, die Strecke während des Trainings abzulaufen und mir anzusehen, welche Blickwinkel sich für Fotos am besten eignen. Das Foto oben von der Nissan S13 der Street Racing Garage entstand kurz vor Ende des Trainings und wurde mit einer Zehntelsekunde aufgenommen. Von diesem Nissan gibt es noch einige Fotos im Fotoalbum, da mir der Style des Wagens sehr gut gefallen hat.
Später im Fahrerlager war es dann erneut ein Nissan S13 zu sehen. Hier musste ich an meinen Freund Alexander Prey (Nation Zero, fiese Bande) denken, der mit seiner Leidenschaft für die Nissan S-Chassis schon mehrmals zu Gast bei USED4.net war. Bei diesem Modell hier, würde er vermutlich die eingestellte Fahrwerkshöhe bemängeln und freundlich darum bitten, dass Chassis etwas näher an den Asphalt zu bringen. Aufregendes Detail sind die Sitze aus einem Porsche GT3, vermutlich…
Neben dem Driftevent und einem Fußballturnier, welches niemanden interessierte, da der Austragungsort viel zu weit von der Rennstrecke entfernt lag, hatte das Rahmenprogramm auch ein Toyota AE86 Treffen zu bieten. Oben zu sehen ist keiner der anwesenden Toyota AE86, da ich auf dem Weg zu dem Treffen von dieser Nissan Fairlady Z aufgehalten wurde. Von diesem Wagen wird es in Kürze noch mehr auf USED4.net zu entdecken geben.
Aber kommen wir langsam zum Driftsport und dem eigentlichen Sinn des Wochenendes. Nach der Qualifikation am Samstag zeichnete sich bereits ein starker Kreis aus Favoriten und potentieller Anwärter auf den Sieg dieses Laufs ab. Adam Kerenyl in seinem BMW E46 konnte zum Beispiel mit 94,93 Punkten knapp den ersten Platz in der Qualifikation vor Remmo Niezen mit 94,80 Punkten belegen.
SONNTAG – B A T T L E T I M E
Am Sonntag füllte sich die Naturtribüne rund um die 200°-Kurve des Rheinrings schnell mit gut 4.000 Zuschauern (nicht alle im Bild, da manche noch anstehen mussten für ein Baguette mit Pommes drin) und die Stimmung hätte besser nicht sein können. Es wurde gejubelt, gefeiert und gespannt der Einzug der Drifter erwartet. Nach manchen Events im Jahr 2015 habe ich mich schon vorab auf die vielen Besucher gefreut, da es für jeden Fahrer etwas besonderes ist, vor einer jubelnden Menge zu starten, da es für extra Motivation sorgt!
Mitten in der Menschenmenge hatte es dann auch ein paar attraktive Cheerleader, die eine noch attraktivere Blonde dabei hatten und gekommen waren, um den Driftern Mut zuzufächern. Die Franzosen wissen eben wie man feiert!
Kurz vor G A M E T I M E sorgte Keiichi nochmal für einwandfreie Streckenverhältnisse. Er schritt den Kurs zweimal ab und beseitigte die gröbsten herumliegenden Teile und ging erst in Richtung Judge-Tower weiter, als er sich sicher war, dass nichts mehr die Battles stören könnte. Ein wirklich erstaunlicher Typ.
In den Battles ging es dann richtig zur Sache. Das Wetter hielt einigermaßen und nahezu alle Fahrer hatten eine trockene Strecke. Dennis Voll vom GT RADIAL Drift Team konnte sich beim ersten Final gegen Laurent Cousin durchsetzen und scheiterte später an Monteverde nach einem aufregendem „One More Time“ Battle, welches mehr in der Wiese als auf dem Track ausgetragen wurde!
Etwas unglücklich lief es für Rene Portz. Nachdem der Wagen vor drei Wochen auf dem Hockenheimring verunfallte und dank des Teams innerhalb kürzester Zeit wieder aufgebaut wurde, scheiterte es am Ende an einem kaputten Radlager, welches die Bremskraft des Lexus IS200 beeinträchtigte. Erst kurz vor dem Qualifying konnte ein neuer Achsschenkel beschafft werden und somit startete Rene ohne Training in die Quali, was sich durch einen tiefe Platzierung innerhalb der TOP32 bemerkbar machte.
Alain Thomet, der für Axel Mack (beide GT RADIAL Drift Team) eingesprungen ist, bewies im Training so viel Skill, dass Keiichi ihn in die Pro Series hochstufte. Dort gelang ihm am Samstag ein attraktiver 15. Platz im TOP32 Qualifying. In den Finals konnte er Markus Militzer ausstechen, bevor er von Remmo Niezen in den TOP16 geschlagen wurde.
In den Great-8 und den TOP4 ging es richtig zur Sache und für die Zuschauer gab es ein paar richtig knappe Battles mit viel Winkel und wenig Raum zwischen den namhaften Kontrahenten zu sehen. Oben Alois Pamper im E36, Sieger der ersten Runde KoE gegen den BMW E46 von Adam Frank. Alois konnte den Fight für sich entscheiden, wurde dann aber, nach einem Sieg in den Great-8 gegen Adam Kerenyl, von Joe Hountondji aussortiert. Am Ende sprang für ihn der dritte Platz auf dem Podium heraus, der für wichtige Punkte im Gesamtklassement sorgt.
Ebenfalls ein spannendes Great-8 Battle war der Run Eli gegen Joe Hountondji. Die beiden Brüder schenken sich auf dem Track keinen Meter und sorgten für Begeisterung bei den Zuschauern. Die beiden Brüder sind mittlerweile auch schon einige Jahre im Driftsport aktiv und konnten schon viele Erfolge für sich verbuchen. Bleibt so geil!
Am anderen Ende des Battletree kämpfte sich Remmo Niezen in seinem E30 M3 in das Finale vor und traf dort auf Joe Hountondji vom Team Driftbrothers. Nach einem sehr guten Chase-Run von Joe, wurden von den Judges denkbar knappe 5:5 Punkte vergeben. Das sorgte für ein Herzschlagfinale. Remmo kam dann in seinem Chase-Run nicht ganz so schnell in die letzte Rechtskurve und verlor daher wertvolle Meter auf Joe, der sich aus diesem Grund weit absetzen konnte. Ergebnis des Battles: 6 zu 4 zu Gunsten von Joe und damit der Sieg der zweiten Runde King of Europe Pro Series.
Herzlichen Glückwunsch an alle Sieger dieses tollen Events.
Besonderer Dank geht an das GT RADIAL Drift Team und an das Team rund um Founder und CEO der KoE Mike Procureur.
Alle Fotos demnächst in einem Facebook-Fotoalbum.
Stefan Brencher – USED4.net