Eine Geschichte von Leder, von Fehlern und der Zeit…

Die mit edlem Rindsleder ausgestatteten Autoinnenräume waren für mich schon als kleiner Car Nerd ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung, ob eine Karre wirklich cool ist oder nicht.

So drückte ich mir Ende der 80er bei so manchem Jaguar, Alfa Romeo, Porsche, Benz oder BMW die Nase an den Seitenscheiben platt, um die kirschroten, savannabeigen oder tiefschwarzen Cockpits der Sportwagen oder Oberklasselimousinen zu bewundern.

Von daher war es dann auch keine Überraschung, dass bei meiner S13 der Punkt „Innenraum“ direkt nach „Felgen“ und „Bremsen“ auf der To-Do-Liste stand.

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Wie, ein altes Nummernschild ohne Eurobalken?

Falls ihr euch jetzt fragt, wann diese Geschichte ihren Anfang hat, muss ich etwas weiter ausholen und in die Vergangenheit reisen.

 

Es war einmal…

Das Jahr 2003, als es sich zutrug, dass ich mit dem hippen Netscape-Browser über die Lycos-Suchmaschine das 56K-schnelle Internet nach Autosattlern in der Nähe durchsuchte und mich manuell in GMX einloggte, um Emails an die dabei gefundenen Firmen zu schreiben.

Am schnellsten und sympathischsten antwortete mir damals die Firma Speedfire bei Mannheim und so zerlegte ich kurzerhand das Interieur meiner S13, um die Vordersitze, Rückbank, vordere und hintere Seitenteile und Türpappen sowie den Handschuhfachdeckel und den Schaltknauf samt -sack bei Speedfire abliefern zu können.

Bezogen wurden die Teile dann hauptsächlich mit einem beigefarbenen Rindsnappaleder, das Alfa Romeo in seinen Wagen damals gerne verbaute, in Kombination mit anthrazitfarbenem Leder als Kontrast und weniger empfindlichem Bezug für die Seitenwangen der Sitze.

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Nein, das ist keine optische Täuschung: Es sind wirklich Alufußmatten. Ich war jung und geschmacklich noch nicht gefestigt.

SX 040Das Ergebnis war fantastisch, qualitativ hochwertig, sauber verarbeitet und ich war eigentlich rundum zufrieden.

Nur eigentlich? Ja, denn die Seriensitze einer S13 mögen vielleicht sportlich aussehen, sie sind es aber nicht wirklich. Besonders dann nicht, wenn man sie nachträglich mit glattem Leder beziehen lässt, weil dann der Seitenhalt beinahe vollständig abhanden kommt.

Da die Arbeiten aber natürlich nicht gerade günstig (wenn auch ihren Preis wert) gewesen waren, biss ich die folgenden elf Jahre die Zähne zusammen und beließ den Status Quo.

Edle Optik hatte ich ja nun und meine S13 konnte in dieser Hinsicht mit den Sportwagen meiner Kindheit locker mithalten.

 

So gingen die Jahre ins Land, bis ich Ende 2014 zu dem endgültigen Entschluss kam, ein gleichzeitig komfortableres und sportliches Gestühl anzuschaffen.

Die allseits bekannten und beliebten Recaro Speed aus dem Integra DC2 gefielen mir beim Probesitzen sehr gut und so wurde es ein gebrauchtes aber guterhaltenes Paar aus einem japanischen ITR.

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IMG_8570Nachdem Emma ihre gutachterliche Freigabe für die Sitze erteilt hatte, durchsuchte ich erneut das Internet – dieses Mal mit Google, Firefox und in LTE-Geschwindigkeit – und entdeckte dabei zu meiner großen Freude, dass die Firma Speedfire weiterhin existierte. Also schnell eine Mail mittels Thunderbird geschrieben (schön, dass sich das Konzept  „Email“ durchgesetzt hat), um nachzufragen, ob das Leder von damals auch weiterhin zur Verfügung stehen würde.

Ingo Carle, Geschäftsführer von Speedfire antwortete: „Klar, kriegen wir hin, komm vorbei.“

Das saß.

IMG_8726Bei der Ankunft war beinahe alles wie vor 11 Jahren. Okay, die Firma war zwischenzeitlich umgezogen und Ingo war damals auch noch nicht Chef. Aber Qualität hat eben dennoch Bestand.

IMG_8791Als nächstes stand nun die Auswahl des Leders an: Da sich die verbleibenden Bezüge auf Rückbank und Seitenteilen im Laufe von elf Jahren auch farblich verändert hatten, musste die neue Haut dazu möglichst gut passen.

Im Anschluss führte uns Ingo noch durch die heiligen Hallen.

IMG_8773Schnittmuster, Schnittmuster everywhere. Die Chance, dass für euer Modell kein Schnittmuster existiert, ist relativ gering.

IMG_8751 IMG_8805Vorbereitung der Nahtmuster und das fast fertige Produkt: Eine Armlehne für ein Sondermodell von Land Rover.

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IMG_8811Sattler, Polsterer, Schneiderinnen… Das Veredeln von Möbeln, ganzen Yachten und Flugzeugen oder eben auch Autos ist eine vielfältige Arbeit.

IMG_8782Wie Lochleder entsteht? Leder in die Maschine schieben, lochen lassen, herausziehen, Lochleder begrüßen.

Aber genug der Spielerei, im Anschluss meines Besuchs wurde es umgehend ernst.

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20141119_114414 20141119_114451Der alte Alcantarabezug diente als Vorlage für die neue Ledergarnitur und da sich auch die Seitenwangen der Sitze glücklicherweise noch in einem tadellosen Zustand befanden, konnten die Sitze direkt beledert werden.

20141119_113237Der Preis der Schönheit: Glattleder kann sich im Sommer stark aufheizen und ist im Winter kalt.

War ich 2003 noch zu geizig für eine Sitzheizung, wollte ich diesen Fehler nicht noch einmal begehen und so kamen hochwertige Heizmatten Made in Germany für Rückenlehne und Sitzfläche unter den Bezug.

(Achtung: Size does matter. Das gilt insbesondere auch für Heizmatten. Daher besser keine briefmarkengroßen China-Teile ohne CE-Prüfzeichen verbauen.)

Und nach etwas mehr als einer Woche waren die Sitze dann auch schon fertig und eingebaut.

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IMG_7503 IMG_7484 IMG_7502Zusammen mit den Bride Superlow MO-Konsolen sitzt man zwar leicht höher, aber dafür auch deutlich besser als mit dem flachen und konturlosen Seriengestühl. Seitenhalt, Körperstützung und Komfort auf langen Strecken (ja, auch dafür ist meine S13 da) sind jetzt endlich so, wie ich es immer haben wollte.

Dazu die gewohnt gute Verarbeitung des Leders, die gleichmäßigen Doppelnähte sowie die farbliche Passgenauigkeit der neuen Sitze zum alten Interieur bestätigten mich in meiner Entscheidung, erneut auf Speedfire gesetzt zu haben.

 

Fazit I: Es gibt fast nichts Schöneres, als Kindheitsträume wahr werden zu lassen. Besonders, wenn es die eigenen sind.

Fazit II: Fehler darf man immer machen, es kommt nur darauf an, ob man daraus lernt…

*hust* FrierendeFreundinhilftbeimLernen *hust*

 

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Mein Dank geht an die Speedfire GmbH und Ingo Carle für die rundum überzeugende Arbeit.

Und als Belohnung für das Durchlesen des gesamten Artikels noch ein kleiner Bonus für euch:

Wenn ihr einen Auftrag an Speedfire erteilt, gebt einfach den Hinweis auf dieses USED4-Feature mit und ihr bekommt einen Rabatt.

 

Niels Kreischer – USED4.net