O(range) C(arbon) Corvette

 

Auch wenn euch jetzt und hier ein „Amerikaner“ etwas befremdlich erscheinen mag, so finden wir, dass genau dieser Muscle von Nico Markenstein einen Auftritt bei uns verdient hat. Besucher des ÜBERfestes erinnern sich sicherlich noch an jenes orangene Monster, welches auf den werksinternen Namen Corvette C5 hört. Wer jetzt sagt: “ Moment, hatte die C5 nicht Klappscheinwerfer?!“, der liegt gar nicht mal so verkehrt. Nico Markenstein baute dieses V8-Ungetüm komplett neu auf. Stark deformiert durch einen Unfall, richtete er das Fahrzeug von Grund auf neu auf.

 

 

Allgemein bekannt zählen US-Fahrzeuge nicht unbedingt zu den Fahrzeugen mit der besten Verarbeitung. Viel Plastik, grobschlächtige Spaltmaße und noch andere schwerwiegende Qualitätsmängel zählen fast schon als Erkennungsmerkmal. Nicht aber bei diesem „Dickschiff“! Nico steckte viel Geld und Mühe in dieses Projekt und konnte seine Erfahrung, die er im Laufe der Jahre durch Porsche 356 Restaurationen erlernte, einbringen. Perfektionistisch erarbeitete er ein Konzept und richtete jedes einzelne Teil aufs penibelste aus. Nicht umsonst zählt Nico zu einem der besten Porsche 356 Restauratoren in Deutschland. Deutschlandweit sind seine Arbeiten gefragt und strotzen nur so vor Perfektion. Spaltmaße wie mit dem Laser geschnitten und abschließende Karosserieformen, von Hand in das Blech getrieben, finden sich nun auch an der Corvette wieder. Untypisch für ein US Fahrzeug und atemberaubend schön. Eine Muse des Automobils!

 

 

Kaum vorstellbar, dass Nico eigentlich zur JDM-Gilde gehört. So steht in seinem Fuhrpark nicht nur jene Corvette, sondern auch ein CRX EE8 VTEC mit einer atemberaubenden originalen Schönheit oder ein weiterer EF Sedan. Ein Mann, der wie vielleicht kein anderer den Begriff „automobiler Respekt“ kennt. Beruflich Porsche-Schrauber, genetisch veranlagter JDM´ler und motorsportlich getriebener US-Sunnyboy.

 

 

Die Corvette mit BJ 2000 und einer Laufleistung von lediglich 70.500km war einfach zu schade, um sie nach ihrem Unfall sterben zu lassen. Beachtenswert ist, dass sie mit ihrer 6-Gang Schaltbox und den 402 Sauger PS, aus 5.8 Litern Hubraum, auf einen Durchschnittsverbrauch von 7,8 Liter kommen kann. 6. Gang und Standgas reichen für gemütliche 130 auf der Bahn. Was wünscht das Herz sich mehr? Nach den erfolgten Karosseriearbeiten und dem Anbringen der Streetmachines-Kotflügel hinten (pro Seite 30mm breiter) sowie den 60mm Spurplatten auf der Hinterachse, erstrahlte die von Werk aus schon als breitbackig bekannte „Vette“ im passenden Porsche Blutorange noch weitaus breiter in neuem Glanz.

 

 

Passende Z06 Schuhe in Schwarz mit den Maßen 255/40 R17 und hi. 295/35 R18  rundeten das Bild ab und verleihen der C5 einen passenden Auftritt. Nico beließ es jedoch nicht bei dieser Serienoptik und verasste ihr, im US Segment eher untypisch, einen Hauch von JDM-Look in Form von Carbon Scheinwerfereinsätzen, die die Klappscheinwerfer ersetzten, sowie original Z06 Lufteinlässe vorne und in den Schwellern. Die Carbon-Frontlippe kniet sich an der serienmäßig schon nicht sonderlich hohen Frontschürze so tief in den Boden, dass Mineralologen ihre reinste Freude hätten. Zusammen mit dieser Lackierung könnte man glatt meinen, es wäre das passende Goldschürfer Fahrzeug aus dem Wilden, Wilden Westen. Genügend Zugpferde hat dieses Monster allemal. Klarglasblinker sowie die Hinteren vier Rückleuchten mit weißen Blinkern runden das Gesamtbild formvollendend ab.

 

 

Angetrieben wird die C5 von einem komplett neu entwickelten V8-Aluminium-Motor mit immer noch 5,7 Litern Hubraum. Der neue Motor mit der Bezeichnung LS1 war der stärkste Chevrolet-Small-Block, der bis dahin je in Serie gebaut wurde: Er leistete 257 kW Serie (350 PS) bei 5400/min und lieferte bei 4200/min ein Drehmoment von 483 Newtonmetern. Ab dem Modelljahr 2001 wurde die Leistung des LS1-Motors dezent gesteigert, da verschiedene Motorenbauteile der Z06 verwendet wurden. Er leistete nun 261 kW (355 PS) bei 5200/min und 508 Nm bei 4000/min. Die Automatik-Version hatte ein etwas geringeres Drehmoment von 489 Nm bei 4000/min. Das so genannte LS1-Aggregat ist in Vollaluminium-Bauweise ausgeführt. Erstmals bestehen nicht nur die Zylinderköpfe, sondern auch der Motorblock aus Aluminium; der Ansaugtrakt mit seinen exakt gleich lang gehaltenen Kanälen wird aus Kunststoff gefertigt, die vom elektronischen Motormanagement gesteuerte Zündung besitzt nun Einzelzündspulen für jeden Zylinder. Wesentliche Merkmale des LS1-Motors sind unter anderem ein Motorblock und Zylinderkopf aus Aluminium, eine einzigartige Nockenwellenkonstruktion, eine Verdichtung von 10:1, ein neuer Ansaugkrümmer aus Verbundwerkstoff und eine moderne sequenzielle Kraftstoffeinspritzung (SFI). Die Zündkerzen des LS1-Motors haben Platinelektroden und daher ist bis zu einer Fahrleistung von 165.000 km keine reguläre Wartung erforderlich. Der Antriebsstrang in seiner Laufkultur eher als Raubein bekannt, entfaltet seine Kraft anders als bei den JDM oder Deutschen Triebwerken schon von unten heraus mit soviel Drehmoment, dass es eine wahre Freude ist. Die anders abgestimmte Sportnockenwelle gibt dem V8 eine andere Leistungskurve und wesentlich größere Steuerzeiten. Kaum das Gaspedal angestellt, schiebt das Triebwerk mit dumpfen Bollern voran und kennt das Wort Leistungsloch nur von seinen Parkplatznachbarn, die darüber debattieren. Durch die heruntergedrehten Blattfedern, tief auf dem Boden verkrallt, verzeiht dieses Ungetüm Lastwechsel nicht wirklich. Mit groben Ausbrechen an der Hinterachse schlägt das Heck bei unsachgemäßer Bedienung des Gaspedals aus und tritt einen mit einem Schuh der Größe 48 in den Rücken. Ein lautes und dumpfes Röhren gibt die B+B-Bullet-Abgasanlage von sich Preis. Schreien braucht die „Fette Vette“ nicht, um auf sich im Straßenverkehr aufmerksam zu machen. Basslastig röhrt sie vor sich hin. Stehts mit des Fahrers Angst, dass ein Smart in der Raid-Ansauganlage landen könnte.

 

Im Interior dann die große Überraschung. Sind wir nicht Plastik im Interior eines US-Cars gewöhnt? Verarbeitungsqualität lala? Fehlanzeige in Nicos C5! Das Fahrzeug glänzt durchgehend mit selbsterschaffenen und perfekt verarbeitetem Carbon. Der komplette Mitteltunnel sowie diverse Kleinteile glänzen unter klar lackiertem Kohlefaser um die Wette. Mittelarmlehne sowie Sitze mit farbig gestickten Corvette Logo sowie Einstiegsleisten und Schaltknauf aus einem Sondermodell geben den finalen Touch. Das Alpine Radio wird prinzipiell nicht gebraucht, füllt aber das sonst leer erscheinende Loch und es wäre ja auch schade ,um die Bose-Soundanlage im Fahrzeug. Von Gewichtsersparnis braucht man bei diesem Hubraum ja nicht reden.

 

 

Der Wagen wurde innerhalb von drei Monaten KOMPLETT neu aufgebaut. Hierfür meine uneingeschränkte Hochachtung! Nico bedankt sich an dieser Stelle noch einmal herzliche bei Werner Moll von Corvetteproject.de (DER Corvette Guru in Deutschland) für das Know-How und Unterstützung bei diesem grandiosen Projekt. Natürlich möchte er sich aber auch bei seinem Vater bedanken, der ihn tatkräftig beim Aufbau unterstützt hat und ohne den dies so nicht möglich gewesen wäre. Ich selbst bedanke mich an dieser Stelle auch noch einmal bei Nico, der für mich fast wie ein Bruder wurde in diesem Jahr. Was als kurzes Anschreiben in einem Internetforum begann , in Vertrauen überging , bei dem fast schon utopische Wege auf sich genommen wurden und schließlich in einem Treffen gipfelten, das als kurzer Besuch geplant war und man am Ende bis tief in die Nacht hinein Gespräche führte, sowie herzlichste Gastfreundschaft streute. DANKE

Text und Bild

aus der Feder  von Philipp Berndt

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