UK Imports: Wie geht das?

Der Brexit hat die früher lohnenswerte und einfache Importmöglichkeit von sportlichen Japanern aus UK deutlich unrentabler gemacht. Durch die neu entstandenen Zollgrenzen müssen importierte Fahrzeuge ganz regulär verzollt und versteuert werden. Da der Import eines Autos aus UK in der Regel über Frankreich oder Belgien stattfindet, habe ich euch die jeweiligen Informationen dazu zusammengestellt:

In Frankreich betragen die Zollgebühren, die derzeit anfallen, wenn das erworbene Fahrzeug die Grenze überquert, 10 % plus 20 % MwSt, je nach eurer persönlichen Situation. Die Zollabfertigungsbescheinigung 846A wird euch als Importeur und Anmelder nach dem erfolgreichen Abschluss der Einfuhr ausgehändigt.

In Belgien werden bei der Anmeldung eines Fahrzeugs beim belgischen Zoll Einfuhrabgaben in Höhe von 10 % plus 21 % MwSt. fällig. Die E705-Plakette muss angefordert werden, damit die Einfuhr erfolgreich abgeschlossen werden kann.

In Luxemburg muss man, sofern nicht ausdrücklich anders gewünscht, das Fahrzeug beim Hauptzollamt der EU anmelden. In diesem Fall zahlt ihr die Zollgebühren und die Mehrwertsteuer, die in dem Land erhoben werden, in dem die Zollabfertigung durchgeführt wird. Beim Zoll legt ihr im Anschluss das in Empfang genommene Einfuhrdokument vor, um die 705er-Plakette zu erhalten.

Auf ausdrücklichen Antrag könnt ihr das Fahrzeug auch im Rahmen des externen Transitverfahrens T1 in das Großherzogtum überführen lassen. In diesem Fall sind die Einfuhrabgaben in Höhe von 10 % plus 17 % MwSt. beim Zoll an das Großherzogtum zu entrichten, das die Plakette 705 ausstellt, mit der ihr die technische Inspektion und die anschließende Zulassung vornehmen lassen könnt.

Soviel zum Thema Import. Wenn euer Wunsch nach einem Traumauto aus britischen Gefilden trotzdem weiter brennt, dann gilt es folgendes zu beachten:

UK or not UK?
Viele Fahrzeuge auf der britischen Insel kennt und sieht man auch hierzulande. Civic, Impreza, Mitsubishi Evo, Toyota Supra, Mazda RX7 und RX8 sind jedem Auto Enthusiasten bekannt und diese findet man auch auf deutschen Straßen. Leider ist die Auswahl in unseren Gefilden oft mager und die Preise gleichzeitig hoch. Da liegt ein Import nahe, der bei EU-Rechtslenkern im Prinzip nicht allzu schwierig ist.

1. Suche

Am Anfang steht natürlich die Suche bei der uns besonders das Internet weiter hilft. Hier haben sich mit der Zeit besonders die Seiten Autotrader.co.uk und Pistonheads.com als wahre Fundgruben erwiesen.

Speziell bei Pistonheads findet man sehr sportliche und gut motorisierte Autos, die sich ein Japan-Fan in den meisten Fällen besonders gerne wünscht. Ich empfehle dabei hauptsächlich bei Händlern zu suchen, da ihr euch in diesem Fall mit den gängigen Suchmaschinen Infos verschaffen könnt und auch Anhand des Fuhrparks seht, um was für einen Händler es sich handelt. Ist es ein Hinterhof-Shop oder ein größerer Händler? Gibt es Foren-Einträge oder Infos und Kommentare zum Händler?

Wichtige Infos, mit denen ihr euch im Vorfeld absichern könnt, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Ein Trick ist auch ein Blick auf die gesamte Liste der angebotenen Fahrzeuge:

Sind alle Fahrzeuge auf dem selben Gelände fotografiert? Handelt es sich auf den Fotos aller Fahrzeuge um die selbe Umgebung und existiert die Adresse? Ein Blick auf den Händler per Google Streetview ist ganz besonders hilfreich.

2. Euro-Zulassung

Auf dem britischen Markt gibt es freilich eine Vielzahl an Japan-Importen, die genauso wie EU-Modelle angeboten werden. Wichtig ist nach Möglichkeit ein EU-Modell mit e-Zulassung zu erwischen. Geht euch hierbei sicher, indem ihr eine Kopie des Fahrzeugbriefs (V5 Certificate) anfordert und dort unter dem Punkt „type approval number“ die Nummer der e-Zulassung findet.

Diese beginnt (ihr ahnt es schon) mit den Zeichen „e“ und einer Nummer gefolgt ein einem Sternchen (z.B. e1*98/14… )und zeigt euch, dass es sich um ein waschechtes EU-Fahrzeug handelt. Sollte die Nummer nicht im Brief zu finden sein, steht sie auf einer der Metallplaketten im Motorraum. Bittet in dem Fall einfach um Fotos der Plaketten, um genau sicher zu gehen.

Sollte der Wagen keine e-Zulassung haben, wird in Deutschland eine Vollabnahme beim TÜV plus einem teuren Abgasgutachten nötig. Das ist in der Regel der Fall wenn man sich für einen Skyline oder ähnliches entscheidet, was es definitiv nur im japanischen Markt gibt bzw. gab. Achtet daher sehr darauf, dass ihr wirklich ein richtiges UK-Modell kauft. Ein weiterer Hinweis auf einen Japan-Grauimport ist im Übrigen der Blick auf den Tacho.

Auf vielen Innenraum Fotos kann man erkennen, dass ein Tacho bei 180kmh zu Ende ist, was in den meisten Fällen für ein JDM-Modell spricht. Sollten in dem Fall auch noch Aufkleber und Plaketten im Motorraum in japanischer Sprache sein, könnt ihr euch sichergehen, dass es sich definitiv um ein JP-Modell handelt, das euch bei der Zulassung mehr Probleme machen wird.

Andererseits sprechen aber auch von Fahrzeug zu Fahrzeug viele Argumente für einen solchen Import. Schließlich haben japanische Imprezas oft die besseren Triebwerke, den Skyline gibt es ausschließlich aus JP und flotte Toyota Altezza oder Chaser erhält man ebenfalls nur per Grauimport.

 

3. MOT, Tax, HPI check, Service history?

Hat man erst einmal ein paar Fahrzeuge in Betracht gezogen gilt es die Händler nach allen Details zu fragen und zu jedem bisschen auszuquetschen. Dabei sollte ganz besonders nach einem „HPI check protocol“gefragt werden, was man in etwa mit einem Dekra Gebrauchtwagengutachten vergleichen kann. Dort finden sich Details zu Vorbesitzern, ob der Wagen Finanziert ist, Unfälle hatte oder auch mal gestohlen wurde. Eine saubere service history (Checkheft) hilft auch hier ein Fahrzeug besser abschätzen zu können und zu sehen ob es auch wirklich gepflegt wurde. Fahrzeuge  ohne HPI check und service history sollte man wirklich nur bei bestem Vertrauen an den Händler/Verkäufer anfassen, da man in dem Fall schließlich mehr oder weniger eine Katze im Sack kauft. Nimmt hier im Zweifelsfall einen Freund oder Bekannten als Begleiter mit, der sich wirklich sehr gut mit Technik auskennt und ein Fahrzeug technisch einschätzen kann.

Ähnlich dem deutschen TÜV existiert auch in Großbritannien eine Prüfeinrichtung. So erhalten dort Fahrzeuge eine so genannte MOT, die aber für den Export in den meisten Fällen unwichtig ist. Tax ist schlichtweg die KFZ-Steuer, die in Großbritannien mit einem runden Einleger vorne an der Windschutzscheibe zu finden ist. Diese sollte bei einem Wagen auch noch paar Tage oder Wochen gültig sein, damit ihr problemlos mit einem Wagen quer durch UK den Heimweg antreten könnt. Ist diese nicht vorhanden, fährt man auf eigene Gefahr und kann bei einer Polizeikontrolle womöglich eine Geldstrafe zahlen oder muss sich entsprechend herausreden (Export-Argumentation etc.).

4. Überführung und Versicherung

Habt ihr euch für ein Schätzchen eurer Wahl entschieden, gilt es das Fahrzeug nach Möglichkeit erstmal mit einer kleinen Anzahlung (Deposit) zu sichern. Handelt hier eine Betrag selbst aus, dieser sollte aber in der Regel kaum mehr als 200 bis 300 Pfund betragen. Wer gleich mehrere tausend Pfund verlangt, sollte euch skeptisch machen.

Hat alles bis dato geklappt, ist es an der Zeit die Fähre und die Flüge bzw. die allgemeine Anreise zu buchen. Fähren sind in der Regel recht günstig uns wir haben unter anderem mal knappe 50 Euro für zwei Personen plus Fahrzeug und auch mal unter 40 Euro für drei Personen plus Fahrzeug bezahlt. Hier kommt es stark auf die Uhrzeit und Route an. Unsere Empfehlung ist die Route von Dover nach Dunkerque (Dünnkirchen) statt Dover nach Calais. Die Route nach Dunkerque ist in der Regel schlichtweg günstiger und die Reststrecke bis zur deutschen Grenze ein Stück kürzer.

Eine Versicherung für die Überführung mit britischen Kennzeichen bietet der ADAC an. Diese Grenzversicherung gibt es in jeder ADAC Filiale und kostet in der Regel 105 Euro für einen ganzen Monat. Sollte ein ADAC Mitarbeiter das verneinen, fragt nochmal nach und nennt einfach die Ausnahmeregelung für Großbritannien. Hier gibt es nämlich in der Tat eine Sonderregelung für Autotransporte aus UK, was nicht unbedingt jeder ADAC-Mitarbeiter auf Anhieb weiß. Ein Blick in den Computer hilft dort weiter.

Bezüglich der Grenzversicherung hat sich seit der ersten Version dieses Guides ein Wenig was geändert. In erster Linie Dinge, die nicht für jedes Wunschfahrzeug erfreulich sind. Damals war es nur wichtig, dass man eine Fahrgestellnummer und eine Kopie oder einen Scan vom V5C Dokument besitzt. Jetzt jetzt werden noch zwei andere Dinge gefordert: Das Auto muss eine bestandene MOT-Prüfung aufweisen und das Auto muss bei der DVLA versteuert sein für mindestens einen weiteren Monat. Wenn diese beiden Dinge nicht erfüllt sind, gibt es den Versicherungsschein nicht mehr. Die Alternative Kurzzeit-Kennzeichen fällt mittlerweile auch flach, weil die Autos dafür TÜV aufweisen müssen. In England und vor allem auch in Belgien wurde die Polizei darauf geschult, diese Kennzeichen zu beachten. Wenn man damit erwischt wird, wird die Karre stillgelegt und es gibt eine Anzeige wegen Fahrens ohne Zulassung.

 

5. TÜV und Zulassung

Seid ihr (hoffentlich gut) in Deutschland angekommen, wird der Wagen erstmal TÜV-tauglich gemacht. Sollten soweit keine wilden Modifikationen am Fahrzeug sein, reicht in der Regel ein Tausch der Scheinwerfer. Diese erhält ihr natürlich bei den üblichen Händlern, Onlinebörsen usw. Bei einem Wagen im Serienzustand sollte auf keinen Fall mehr notwendig sein. Bei einem fertigen Drift-Car kann es hingegen gut sein, dass der TÜV sich nicht für die Umbauten begeistern kann und auch mal einen fehlenden Kat bemängelt.

Mit einem EU-Modell ist die TÜV Abnahme nicht allzu aufwändig, sondern entspricht einer normalen TÜV-Prüfung. Der einzige Unterschied ist, dass die Prüfstelle eurer Wahl (TÜV, Dekra, KÜS oder GTÜ) noch ein Datenblatt für knapp 40 Euro erstellt, das für die Zulassung notwendig ist. Genau hier benötigt die Prüfstelle auch die e-Nummer, um das Fahrzeug genau zu identifizieren! Ist die TÜV-Prüfung problemlos bestanden geht es wie üblich zur Zulassungsstelle womit der Import auch offiziell geschafft ist.

Einzig Japan-Grauimporte stellen wie etwas weiter oben erwähnt ein Problem dar, da hierbei eine Vollabnahme und ein Abgasgutachten womöglich Änderungen am Fahrzeug notwendig machen. Der Umbau von Scheinwerfern bei JP-only-Fahrzeugen muss dann professionell von einer Firma übernommen werden. Jedoch gibt es hierbei auch Unternehmen, die für euch eine entsprechende Abnahme und notwendige Umbauten erledigen. Zwar ist es kein günstiger Spaß, aber zumindest ist dies stressfrei und sicher. Und einen Toyota Chaser, Skyline und ähnliches auf deutschen Straßen zu bewegen ist selbstverständlich ein Argument bei dem man halt kaum widersprechen kann.

Checkliste:

– Informationen zum Händler einholen (Google, Google Streetview, Fuhrpark anschauen, Fotos der Fahrzeuge vergleichen, Businesseinträge des Händlers bei britischen Handelsseiten)
– HPI Check anfordern
– Auszüge aus dem Service Book anfordern
– e-Nummer feststellen (zu finden im V5 Registration Certificate oder auf Plaketten im Motorraum)
– Grenzversicherung beim ADAC anfordern (Fahrgestellnummer und Kennzeichen notwendig!)
– Flüge und Fähre buchen (Begleitung für den Kauf und die Überführung mitnehmen!)
– Linkslenker Scheinwerfer für eine reibungslose AU/HU beschaffen
– Bei Japan-Grauimporten im Vorfeld mit spezialisierten Unternehmen Vereinbarungen für die Tüv-Umbauten und die Zulassung treffen

Robert Kwiecien – USED4.net

 

Links:

Autotrader.co.uk
Pistonheads.com
gumtree.co.uk

preloved.co.uk
classicandsportscar.com
carandclassic.co.uk
trovit.co.uk (Suchmaschine, die mehrere Plattformen checkt)